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Der Dank- und Gedenkstein gegenüber der Buchenparkhalle

Frau Monika Schlauweg schrieb uns zum nachfolgenden Beitrag:

Sehr geehrte Damen und Herren,
durch Zufall - ich war auf der Suche nach Angehörigen der Familie Beitlich aus Kreibitz Waldtal - bin ich auf Ihren Bericht zum Gedenkstein für die nach 45 ausgewiesenen Menschen gestoßen. Meine Uroma Martha Knüpfer geborene Mentzel, meine Oma Martha Beitlich, mein Onkel Max Beitlich und mein Vati Horst Beitlich waren auch dabei. Sie sind alle später gut in Thüringen angekommen und haben sich dort niedergelassen, aber einige Wochen durften sie bei einer Familie mit erwachsenem Sohn und Tochter in Hinterhermsdorf bleiben. Mein Vater war damals 15 und die jungen Leute wohl auch etwa in diesem Alter. Der Gedenkstein ist also auch für die helfenden Menschen aus Ihrem Dorf und ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie das Andenken an diese schlimme Zeit bewahren.

Grüße aus Zella-Mehlis
Monika Schlauweg
Gott behüte Sie 

Verzweiflung und Not, aber auch Dankbarkeit - die nie vergessen wird

Gedenkstein an der Buchenparkhalle
Dank- und Gedenkstein an der Buchenparkhalle

Seit dem 5. September 2020 gibt es einen Dank- und Gedenkstein aus Sandstein mit einer Metalltafel aus Edelstahl in Hinterhermsdorf, etwas außerhalb der Ortslage, ganz in der Nähe der Buchenparkhalle. Jedem aufmerksamem Besucher von Hinterhermsdorf oder auch jedem Wanderer in der Hinteren Sächsischen Schweiz gibt dieser einen Grund, andächtig zu verweilen und inne zu halten.

Der Dank- und Gedenkstein erinnert an das unermessliche Leid, welches die deutsche Bevölkerung, besonders hier aus Böhmisch Kamnitz und aus den Ortschaften des Böhmischen Niederlandes, 1945 im Zusammenhang mit der „Wilden Vertreibung" erleiden musste. Hinterhermsdorf war nun für diese enteigneten und ausgeraubten Menschen der erste deutsche Ort, den sie nach einem erzwungenen, langen Marsch durch das Felsengebirge ihrer geliebten Heimat erreichten. Tag für Tag wurden es nun mehr. Meist waren die Mütter allein und bangten um das Überleben ihrer Säuglinge und Kleinkinder, so manche auch vergeblich. Nicht nur für kranke und alte Menschen waren es unmenschliche und furchtbare Strapazen. Viele Menschen überlebten dies nicht oder nahmen sich aus Verzweiflung in den Hinterhermsdorfer Wäldern in dieser Zeit das Leben.

Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmidt
Ansprache Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmidt

Die aus Böhmen vertriebene deutschsprachige Bevölkerung bringt mit diesem Gedenkstein ihre Dankbarkeit gegenüber den Einheimischen von Hinterhermsdorf und den umliegenden Dörfern zum Ausdruck.
Die hiesige Bevölkerung nahm sich in den schlimmen Monaten des Jahres 1945 zum allergrößten Teil mit aufopferungsvoller Hilfe der verzweifelten Mitmenschen an.
Unsere Hinterhermsdorfer und auch die Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern haben den völlig hilflosen Menschen geholfen, erst einmal in diesen Wochen und Monaten zu überleben.

Man bedenke nun auch die Situation unserer Einheimischen: Alle Lasten und Entbehrungen des furchtbaren Krieges lagen auch auf diesen Menschen jener Zeit.
Überall gab es Hunger und Not. Die Frauen, Kinder und alte Menschen waren oft allein.
Die Männer und Söhne im Krieg gefallen oder noch nicht zu Hause.
Trotzdem wurde geteilt, auch mit den primitivsten Möglichkeiten den hilflosen Menschen von der anderen Seite der Grenze eine Bleibe zu gewähren.

Dora Weiske
Zeitzeugin Dora Weiske aus der Obermühle

Auch heute sprechen noch besonders die älteren Hinterhermsdorfer von der damaligen Situation im Ort, in der Obermühle, in der Niedermühle oder im Schäferräumicht.
Eine Zeitzeugin, mit einer sehr lebhaften Erinnerung, ist unsere Dora Weiske aus der Obermühle. In den Heften der „Botenfrau" unseres Heimatvereins gibt es dazu auch einige sehr interessante und ausführliche Beiträge. Es wird dort auch an die Geschichte der „Gebetsbuche" an der Obermühle aus dieser Zeit erinnert.

Es gab bei diesen Ereignissen 1945 /1946 keine Gewinner.
Nur menschliches Leid, Elend, Verzweiflung und zusätzlich wirtschaftliche Not auch auf der böhmischen Seite. Es sind jedoch seit einigen Jahren Entwicklungen in den
Deutsch - Tschechischen Beziehungen zu erkennen, die mir persönlich als sehr hoffnungsvoll und zuversichtlich erscheinen. Entwicklungen, die man deutlich spürt und die auch zu belegen sind. Der gegenseitige Hass aus der Vergangenheit wird spürbar ersetzt durch gegenseitiges Verständnis, Vertrauen und vor allen Dingen durch Achtung sowie auch durch aktive und fruchtbringende Zusammenarbeit. Mit Freude beobachte ich, wie zunehmend jüngere Tschechen an der deutschen Geschichte interessiert sind, und nun auch der ehemaligen deutschen Bevölkerung Achtung für ihre Leistungen bei den wirtschaftlichen- und kulturellen Entwicklungen in der damaligen Zeit in ihrer tschechischen Heimat entgegenbringen. Nicht zu übersehen ist, dass in den ehemaligen deutsch besiedelten Gebieten in Tschechien nach 1990 inzwischen zahlreiche Gebäude, Kirchen und Denkmale mit großer Sorgfalt liebevoll saniert wurden. Ich freue mich über die Bemühungen unserer tschechischen Nachbarn, das deutsche Erbe mit Würde zu bewahren.
... und eine tschechische Frau, erst in sozialistischer Zeit in Nord Böhmen geboren, schrieb mir vor einiger Zeit wörtlich: „Ich vermisse meine deutschen Landsleute sehr!"

Die Initiative für die Aufstellung des Dank- und Gedenksteines verdanken wir zwei Böhmisch-Kamnitzern, Herrn Oswald Kittel, geb. 1929 und Herrn Helmut Schmidt, geb. 1943. Sie überlebten als Kleinkind und Jugendlicher die „Wilde Vertreibung" und diese furchtbare Zeit. Beide betraten mit zahllosen verzweifelten Menschen als ersten deutschen Ort Hinterhermsdorf.
Sie fanden in ihrem Vorhaben bei der Realisierung des Steines hilfreiche Unterstützung in der Heimatgemeinschaft Böhmisch Kamnitz/ Ceska Kamenice, der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Landesgruppe Berlin e.V.", der Stadtverwaltung von Sebnitz und Böhmisch Kamnitz/Ceska Kamenice und engagierten Bürgern aus Hinterhermsdorf und Sebnitz. Auch zahlreiche Bürger in ganz Deutschland unterstützten mit ihren finanziellen Gaben dieses Vorhaben. Allen gilt dafür ein herzliches Dankeschön!

Werner Schmidt

 

Die Inschrift der Platte am Dank- und Gedenkstein

WIR GEDENKEN

der Menschen in Hinterhermsdorf und in den umgebenden Gemeinden, die im Jahr 1945 den
deutschsprachigen Vertriebenen aus Bensen, Böhmisch Kamnitz und Umgebung sowie aus
dem Böhmischen Niederland um Kreibitz geholfen haben zu überleben. Viele Vertriebene haben
sich persönlich bedankt: Hier war der erste deutsche Ort für Menschen, die von einem Tag auf
den anderen ihre Heimat zu Fuß, enteignet und ausgeraubt verlassen mussten. Mehrere
 tausend Vertriebene lagerten in den Wäldern an der Grenze, informierten sich gegenseitig hier
 an der Buchenparkhalle, hofften auf Rückkehr, beendeten verzweifelt ihr Leben oder zogen
 weiter ins Innere Deutschlands. Die Überlebenden danken den hilfsbereiten Menschen dieser
Region und reichen allen die Hand, die gemeinsam mit ihnen dem damaligen
Unrechtsgeschehen gedenken.

Heimatgemeinschaft Böhmisch Kamnitz / Ceska Kamenice
Sudetendeutsche Landsmannschaft-Landesgruppe Berlin e.V.

 

Ansprache von Zeitzeuge Oswald Kittel vom 5. Sept. 2020 während der Einweihung am Dank- und Gedenkstein

Sehr geehrte Damen und Herren!


Zeitzeuge Oswald Kittel

An einem Tag wie diesem, im Gedenken an die Ereignisse vor 75 Jahren hier im Ort von Hinterhermsdorf und gerade hier - an der Buchenparkhalle und den grenznahen Wäldern - kommen die damaligen Emotionen wieder in Erinnerung, da sich unser Leben schicksalhaft veränderte.
Wenn ich in den vergangenen Jahren diesen Ort zur Rückbesinnung viele Mal aufgesucht habe, so kam der Gedanke, an diesem Ort einen Dank- und Gedenkstein zu errichten. Die Zeiten von damals haben sich in einem geöffneten Europa grundlegend verändert und so fand ich den jetzigen Zeitpunkt für angemessen, diesen Gedanken zu verwirklichen.
Sicherlich ist es nach 75 Jahren spät, aber noch nicht zu spät, noch leben Menschen aus der Erlebnisgeneration und die Erinnerung ist noch gegenwärtig, auch hier in Hinterhermsdorf. Diesen Gedanken habe ich mit meinem Heimatfreund Professor Dr. Helmut Schmidt besprochen. Unser Begehren fand offene Ohren und die Bereitschaft zur Realisierung hier und beim Heimatverein. Und unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters von Sebnitz, Herrn Ruckh, wurde dieser Gedanke nun Wirklichkeit.
Für diese Gemeinschaftsarbeit von der Heimatgemeinschaft Böhmisch-Kamnitz, den Vertretern der Stadt Sebnitz und der Gemeinde Hinterhermsdorf spreche ich als Heimatbetreuer von Böhmisch-Kamnitz den herzlichsten Dank an alle aus.
Gerade jetzt, zum 75. Jahrestag des Vertreibungsgeschehens, wo in Deutschland und in Tschechien Gedenkveranstaltungen stattfinden, ist es für uns ein historischer Tag.
Gedenken wir heute den Ereignissen von damals, so ist auch die Situation der Gemeinde Hinterhermsdorf von damals zu betrachten, da hunderte von Ausgewiesenen aufzunehmen waren und die Gemeinde darauf nicht vorbereitet war. Und – mit jedem Tag wurden es immer mehr.
Obwohl es keine kommunalen Hilfen gab, ja geben konnte, haben viele Hinterhermsdorfer im Rahmen ihrer Möglichkeiten in chrislicher Nächstenliebe geholfen - sei es durch die Bereitstellung von Unterkunftsmöglichkeiten, auch in Scheunen und Schuppen, sei es durch Bereitstellung von Essen oder von Milch für die Säuglinge, es wurde geholfen! Besonders hat sich auch die Hilfe der Familie Pallme von der Oberen Mühle eingeprägt, hat sie doch mit ihrer Tochter Dora mehr als 100 Vertriebene auf ihrem Grund und Boden aufgenommen, selbst mit der Tochter auf dem Boden geschlafen und im Waschkessel für alle etwas Essbares bereitet. Kurz nach dem Krieg keine Selbstverständlichkeit! Diese Hilfen haben Vielen geholfen, die Not zu überstehen. Der Bürgermeister von Bad Schandau hat sich dafür eingesetzt, dass es Fahrkarten für die Ausgewiesenen für die Weiterfahrt in das Innere des Landes gibt.
Dieser Hilfe wollen wir uns mit diesem Dank- und Gedenkstein immer erinnern.
Als ich am 15. Mai 1945, als sechzehnjähriger Soldat aus dem letzten Aufgebot Hitlers, verwundet durch einen Granatsplitter im Rücken, aus dem 2. Weltkrieg nach Hause zurückkehrte, hoffte ich auf Genesung und Fortführung meiner Berufsausbildung, die ich durch die Einberufung zum Wehrdienst unterbrechen musste.
Doch es kam anders.
Am 15. Juli 1945 wurde auch unsere Familie mit der dritten Ausweisungswelle hier unten in Hinterdittersbach über die Grenze geschickt, aller Habe beraubt und vogelfrei. Hier oben in Hinterhermsdorf kam die Hoffnung auf, vielleicht eine Bleibe zu finden. So bewegte sich nach der ersten Nacht auf den Grenzwiesen der Zug der Ausgewiesenen hoch zur Buchenparkhalle und wir trafen auf viele weitere Ausgewiesene, die im Ort keine Unterkunftsmöglichkeit mehr vorfanden. Der Ort war durch die vorangegangenen Ausweisungswellen aus der Böhmischen Schweiz und dem Böhmischen Niederland hoffnungslos überfüllt. So reihten wir uns in die Schicksalsgemeinschaft hier an der Buchenparkhalle ein und campierten die Wochen unter Felsüberhängen, in Erdgruben, in selbsterrichteten Reisighütten und auf der blanken Erde.
Der Bürgermeister von Hinterhermsdorf forderte uns ständig auf weiterzuziehen, denn er konnte uns nicht unterbringen, nicht mit Lebensmitteln versorgen. Damals es gab keine Willkommenskultur - es war jeder auf sich alleine gestellt.
Obwohl uns der Bürgermeister aufforderte weiterzuziehen zogen wir nicht weiter, wir blieben hier. Denn die ständigen Gerüchte und Parolen verkündeten jeden Tag, dass wir in Kürze wieder zurück in die Heimat können und so vergingen Tage und Wochen im Hoffen und Harren.
Als ein tschechischer Offizier von der Grenze hier rauf kam, machte er uns recht deutlich, dass wir nicht zurück könnten! Auch dies konnte uns nicht bewegen, weiter zu ziehen.
Auf der ständigen Suche nach etwas Essbarem gelangte ich auch zum Königsplatz und war überrascht, an einer Stelle zu stehen, von der ich meine Heimat überblicken konnte. So sah ich den Rosenberg, den Kaltenberg und den Tannenberg - ein vertrauter Anblick. Der Königsplatz wurde zum Lug in die Heimat.
Es vollzogen sich hier an der Buchenparkhalle Einzelschicksale, die in keiner Chronik festgehalten sind. Wer wusste von den Sorgen des alten Mannes, dessen krebskranke Frau hier an der Buchenparkhalle gestorben war und der die Schuhe seiner gerade erst gestorbenen Frau gegen was Essbares, einen Kanten Brot oder paar Kartoffeln, eintauschen wollte. Er hatte wohl kein Glück, denn er war dann nicht mehr gesehen. Wer wusste von der Qual der Familie Kunert, deren Säugling, nur noch ein Bündel von Haut und Knochen, sterben musste, weil die Muttermilch nicht mehr ausreichte.
Da die Gemeinde keine Lebensmittel ausgab, waren viele Ausgewiesene gezwungen, in Schwarzgängen zurück über die Grenze zu daheim gebliebenen Verwandten zu gehen um etwas Essbares zum Überleben der Familie zu holen. Diese Schwarzgänge waren lebensgefährlich, da lt. Befehl der örtlichen tschechischen Militärkommandanten jede Rückkehr über die Grenze mit dem Tode bestraft werde. Wer wusste etwas von denen, die gefasst wurden?
Ich selbst musste die bittere Erfahrung machen, dass bei einem meiner Schwarzgänge auf mich geschossen wurde. Diese Erinnerungen wirken bis heute noch nach.
An einem Wassertümpel hier an der Buchenparkhalle wurde eine im Wald aufgefundene Autokühlerhaube als Kochstelle eingerichtet. Sie wurde ein Kommunikationsmittelpunkt, wo sich alle einfanden um Informationen zu erhalten, sich zu orientieren - vor allem Kriegsheimkehrer kamen von Bad Schandau herauf, um Familienangehörige zu finden.
Mit der Zeit wuchs die Sorge, wie es weitergehen soll. Die Antwort darauf war ein aufziehendes schweres Gewitter mit nachfolgendem starken Regen über die Nacht. An einen Aufenthalt im Wald war nicht mehr zu denken. Und so ergoss sich der Strom der Vertriebenen unaufhaltsam ins Dorf, um irgendwo noch ein trockenes Plätzchen zu finden. Für den Bürgermeister eine unlösbare Situation, Hinterhermsdorf stand vor dem Kollaps.
Der Bürgermeister forderte uns auf, nach Bad Schandau zugehen, um in einen bereitgestellten Transportzug einzusteigen und mit diesem irgendwohin ins Landesinnere zu fahren, zu einer möglichen Bleibe. Angesichts dessen, dass an eine Rückkehr in die Heimat nicht mehr zu denken war, entschlossen sich die meisten Ausgewiesenen dieser Aufforderung zu folgen. Ihr Strom bewegte sich zu Fuß durch das Kirnitzschtal hinunter zum Bahnhof von Bad Schandau. Diese Fahrt ins Innere erweckte in uns die Hoffnung, mit dem Zug endlich dem Licht am Ende des Tunnels entgegen zu fahren.
Nun, im Laufe der Jahrzehnte haben wir uns in Deutschland und anderen Ländern wieder Existenzen aufgebaut. Unsere Nachgeborenen sind hier zur Schule gegangen, haben Familien gegründet und so ist es deren Heimat geworden.
Aber die Heimat war für uns nicht vergessen und sollte es auch nicht sein. So entschlossen wir uns, den Kontakt zu unserer Heimatstadt wieder zu suchen, um die Hand zur Verständigung zu reichen. Es ist dem persönlichen Mut der damaligen Bürgermeisterin, Frau Hana Lucacova anzurechnen, sie hat unsere ausgestreckte Hand ergriffen und mit uns den nicht immer leichten Weg zur Verständigung beschritten, wie auch die nachfolgenden Bürgermeister Miroslav Weis, Martin Hruska, Nany Stejnarova. Und so ist heute auch der amtierende Bürgermeister von Böhmisch Kamnitz, Herr Jan Papajanovsky, ein Vertreter der jungen und aufgeschlossenen Generation Tschechiens mit einer Delegation hier, um diesen Dank- und Gedenkstein einzuweihen.
Ein besonders wichtiges Vorhaben ist unsere Einbeziehung in das Studienprogramm des Prager English College zur Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte mit Zeitzeugen unserer Erlebnisgeneration. Auf der Grundlage der geschichtlichen Wahrheit, ohne Ressentiments, in gegenseitiger Respektierung und Achtung sind jetzt im vierten Jahr des Studienprogramms neue Sichtweisen und Bewertungen des damaligen Geschehens erarbeitet worden. Das weiterzuführen ist unser gemeinsames Ziel.
Dieses aufeinander Zugehen im Hinblick auf unsere gemeinsame Geschichte ist nicht selbstverständlich – aber der richtige Weg! Tun wir alles, damit es so bleibt!

Dieser Dank- und Gedenkstein ist ein Symbol dafür.
Vielen Dank!

Ingenieur
Oswald Kittel
Kreisrat a.D.
Heimatbetreuer Böhmisch-Kamnitz

 

Eine gemeinsame Vergangenheit und eine gemeinsame Zukunft

Rede von Herrn Vitezslav Vlcek, MSc., als Vertreter des Bürgermeisters von Ceska Kamenice, übersetzt aus dem Tschechischen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Gäste!

Lassen Sie mich zu diesem Anlass im Namen der Stadt Ceska Kamenice einige Sätze beitragen.

Wir sind hier versammelt, um derer zu gedenken, die gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben wurden, und gute Menschen in Sebnitz und Hinterhermsdorf haben sie aufgenommen und ihnen geholfen, in schwierigen Zeiten zu überleben.


Ansprache Vitezslav Vlcek

Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Vertreibung der deutschen Bevölkerung hinterließen in der Geschichte der Grenze eine schmerzliche Spur, die schon lange heilt und immer noch nicht vollständig geheilt ist. Jahrhundertelang hatten Tschechen und Deutsche eine gemeinsame Geschichte – einen gemeinsamen Staat, gemeinsame Städte, wir waren in guten und schlechten Zeiten zusammen. Diese historischen Bindungen wurden zerbrochen und werden heute endlich wiederhergestellt. Wir gestalten eine gemeinsame Geschichte, jetzt in der Gegenwart und für die Zukunft. Die Grenzen sind schon unsichtbar und leicht zu überschreiten. Vielleicht nur durch die gepflegteren Gärten und perfekten Rasenflächen wissen Sie, dass Sie nicht in Dolní Poustevna, sondern in Sebnitz sind. In Krankenhäusern auf deutscher Seite hört man Tschechisch vielleicht so oft wie Deutsch, und auf der tschechischen Seite gibt es Restaurants voller Touristen von der anderen Seite und Einheimische suchen deutsche Handwerker und Baufirmen. Die tschechisch-sächsische Schweiz ist vielleicht die schönste Ecke der Tschechischen Republik und Deutschlands, deren Schönheit von den Besuchern beider Länder unabhängig von der Grenze genossen wird.

Und es sind vielleicht diese einfachen, alltäglichen Begegnungen von Offenheit, Zusammenarbeit und der Fähigkeit, zu kommunizieren, die eine gemeinsame Gegenwart und Zukunft sichern und nicht die großen Erklärungen oder Gesten. Seien wir glücklich über sie, lasst uns sie gemeinsam nutzen, einander zuhören, und - auch wenn wir uns nicht immer über alles einig sind - versuchen wir, uns zu verstehen. Denn so werden wir dafür sorgen, dass die traurigen Ereignisse, an die wir heute hier gedenken, nie wieder geschehen.

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 

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Heimatverein Hinterhermsdorf e. V.

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